Kaffee in der Hand, Social Media geöffnet und die Lernunterlagen? Noch unberührt. Du willst wirklich lernen, aber irgendwie... naja, gleich. Das Problem: Deine Freizeit und Lernzeit vermischen sich. Statt echter Erholung oder produktiver Arbeitsphasen, erlebst du eine Grauzone, begleitet von einem schlechten Gewissen. Je öfter du Dinge aufschiebst, desto größer wird die mentale Barriere. Ich führe dich durch vier einfache Schritte, um diesen Berg in handhabbare Etappen zu teilen. Bist du bereit? Dann legen wir los!
Manchmal weiß man einfach nicht, wo man am besten anfangen soll. Oder die Menge des Stoffs wirkt überwältigend. Egal was der Grund ist, mithilfe eines psychologischen Tricks schaffst du es doch: Grenze nicht nur den Inhalt ein, sondern auch die Zeit.
Das Hard-to-get-Phänomen besagt, dass Dinge, die rar sind, attraktiver wirken.1 Dieses Phänomen wurde mehrfach in Studien belegt.2 Für dich heißt das: Plane definierte Lernzeitfenster. Nur innerhalb dieser ist es dir erlaubt, etwas für die Uni zu tun. Die zeitliche Begrenzung bringt dir folgende Vorteile:
Ganz wichtig: Halte dich an deine Zeiten! Sonst funktioniert der Trick nicht. Also, Uhrzeiten festlegen, in den Kalender eintragen und loslegen!
Fang nicht irgendwie an. Setze Prioritäten. Was ist wirklich wichtig? Orientiere dich an Überschriften, alten Klausurfragen und Übungsblättern. Teile Themen in Unterthemen und diese in kleine, greifbare Schritte (Überfliegen von Folien, Markieren von Schlüsselbegriffen, Formulieren von offenen Fragen, Erstellen von Mindmaps…). So behältst du den Überblick und weißt immer, was als Nächstes dran ist.
Das bedeutet: To-Do-Listen-Verbot. Lange Listen können überwältigen. Schreib jeden Schritt auf einen Zettel und platziere nur den aktuellen vor dir auf dem Schreibtisch. Nur was in diesem Moment relevant ist, ist sichtbar. Du fokussierst dich auf das Wesentliche und deine Konzentration wird unterstützt. Neigst du dazu, dir zu viel vorzunehmen? Dann ist die 50%-Regel dein Freund: Die Hälfte des geplanten ist Pflicht, der Rest ist Bonus.3
Nach dem Lernen ist vor dem Lernen. Reflektiere drei Punkte, die gut liefen und drei Punkte, die du beim nächsten Mal besser machen kannst. Feiere deine Erfolge und lerne aus den Dingen, die nicht so gut liefen. Das stärkt deine Selbstwirksamkeit – und die ist Voraussetzung für Motivation.4 Über einen längeren Zeitraum angewendet wird es dir so immer leichter fallen, mit dem Lernen zu starten.
Aufschieben ist menschlich, aber mit den richtigen Strategien kannst du Prokrastination überwinden. Plane deine Lernzeit sowie deine Lerninhalte verbindlich und kleinschrittig. Trickse dich selbst aus und ziehe die Lernzeitfenster für die kommenden drei Wochen konsequent durch. Du wirst die Wirkung unmittelbar sehen. Also, Kaffee austrinken, Social Media schließen und ran ans Lernbuch! Du schaffst das!
Wenn du doch noch ein wenig prokrastinieren willst, findest du in diesem Beitrag weitere Tipps gegen das Aufschieben.
Kathi Moldan ist Expertin für produktives und ausgeglichenes Studieren. Mit ihrem Studium in Biologie, Chemie, Psychologie sowie ihren Tätigkeiten in der psychologischen Forschung und Lehrerfahrung unterstützt sie als systemische Coach und Lerncoach Studierende, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
1Vgl. Lexikon der Psychologie: "hard-to-get-Effekt" unter: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/hard-to-get-effekt/6329#:~:text=hard%2Dto%2Dget%2DEffekt%2C%20besagt%2C%20daß%20wir,ist%20(Güter%2DTheorie [Stand 23.09.2023]
2Vgl. Engberding, Margarita; Höcker, Anna; Nieroba, Sarah & Rist, Fred (2011): "Arbeitszeitrestriktion als Methode der Behandlung von Prokrastination". In: Verhaltenstherapie 21 (4), S. 255-261.
3Vgl. Grolimund, F. (2018): "Vom Aufschieber zum Lernprofi. Bessere Noten, weniger Stress, mehr Freizeit". Herder Verlag: Freiburg.
4Vgl. Krapp, A. & Ryan, R. M. (2002): "Selbstwirksamkeit und Lernmotivation". In: Jerusalem, M. & Hopf, D. (Hrsg.): Selbstwirksamkeit und Motivationsprozesse in Bildungsinstitutionen, Zeitschrift für Pädagogik (44), S. 54-82.