Gaslighting 101

Du hörst in einer Beziehung (romantisch, freundschaftlich, familiär oder sogar beruflich) immer wieder Sätze wie »Das habe ich nie gesagt!«, »Du bist einfach zu sensibel …« oder »Das bildest du dir alles nur ein.«? In einem hitzigen Streit können solche Sätze hin und wieder fallen – treten solche Aussagen gehäuft auf, können sie jedoch ein Hinweis darauf sein, dass emotionale Manipulation im Spiel ist und dein Gegenüber versucht, deine Wahrnehmung der Realität infrage zu stellen. In diesem Fall sprechen Fachpersonen von Gaslighting, welches Betroffene dazu bringen kann, an ihrem eigenen Verstand zu zweifeln. Der Begriff geht auf das Theaterstück »Gas Light« von Patrick Hamilton aus dem Jahr 1938 zurück, in dem ein Mann die Gaslampen im Haus so manipuliert, dass seine Frau glaubt, verrückt zu werden. Absolut gruselig. Hier erfährst du nicht nur, wie du Gaslighting erkennen, sondern auch, wie du damit umgehen kannst!

Was ist Gaslighting?

Gaslighting ist eine Form der psychischen Manipulation bzw. Gewalt, die Betroffenen ernsthaft schaden kann. Dabei manipuliert eine Person ihr Gegenüber, indem sie gezielt Zweifel an stattgefundenen Ereignissen oder Gesprächen schürt. Meist tritt Gaslighting in engen zwischenmenschlichen Beziehungen, wie Liebesbeziehungen oder Eltern-Kind-Beziehungen, auf. Das Vertrauensverhältnis in der Beziehung ermöglicht es dem/der Gaslighter/in, Zweifel über die eigene Zurechnungsfähigkeit in der betroffenen Person zu säen.1

Was ist das Ziel von Gaslighting?

Gaslighting hat das Ziel, Macht oder Kontrolle über das Gegenüber auszuüben. Bringt der/die Gaslighter/in eine Person über einen längeren Zeitraum immer wieder und immer stärker dazu, am eigenen Verstand zu zweifeln, entsteht häufig eine Abhängigkeit von der Täterin oder dem Täter. Nicht immer steckt ein »grausamer Plan« hinter einem solchen Verhalten – auch Kommunikations- oder Selbstwertprobleme sowie eigene Missbrauchserfahrungen können den/die Gaslighter/in dazu bringen, sich mehr oder weniger bewusst so zu verhalten.2

Wie erkennt man Gaslighting?

Gaslighting zu erkennen ist oft gar nicht so leicht, da die/der Gaslighter/in die Manipulation über einen längeren Zeitraum schleichend im Leben der Betroffenen etabliert. Die auftretenden Selbstzweifel und Unsicherheiten über die eigene Wahrnehmung erschweren es Betroffenen zusätzlich, den Missbrauch zu erkennen. In zwischenmenschlichen Beziehungen kannst du auf folgende Warnsignale achten:

  • Ständiges Abstreiten: »Ich habe das nie gesagt! Das bildest du dir alles ein!«
  • Schuldumkehr: »Du machst mich so wütend. Du bist schuld, dass ich so reagieren musste!«
  • Bagatellisieren: »Du bist immer so sensibel! Jetzt übertreib mal nicht, so schlimm war es nicht.«
  • Ablenkungsmanöver: »Warum regst du dich denn so darüber auf, wenn XY viel schlimmer ist?«3

Was können Folgen von Gaslighting sein?

Betroffene hinterfragen häufig alles, was sie denken und fühlen sich schuldig, verwirrt, unsicher, klein und nicht liebenswert. Häufig führen die Selbstzweifel zur Isolierung von Freund/innen und Familie oder die/der Gaslighter/in versucht den Kontakt zu unterbinden, um die Abhängigkeit zu verstärken. Gaslighting kann ein geringes Selbstwertgefühl, schwere Depressionen sowie Angststörungen zur Folge haben und das Leben von Betroffenen stark negativ beeinflussen.4

Und jetzt?

Formen psychischer Gewalt wie Gaslighting zu erfahren und dagegen anzukommen, kann eine große Herausforderung darstellen. Scheue dich deshalb nicht, auf deinem Weg professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Unterstützung findest du beispielsweise bei

Außerdem kannst du mit folgenden Schritten mehr Klarheit gewinnen und dein Selbstvertrauen stärken:

  • Dokumentiere alles: Führe Tagebuch oder mache dir Sprachnotizen. So kannst du später sichergehen, dass deine Wahrnehmung mit der Realität übereinstimmt.
  • Suche Verbündete: Sprich mit Freund/innen oder deiner Familie über deine Erfahrungen. Außenperspektiven können Gold wert sein!
  • Grenzen setzen und Kontaktabbruch: Es ist nicht leicht, einen geliebten Menschen loszulassen, aber Manipulation – ob bewusst oder unbewusst – gehört nicht in eine Beziehung. Achte auf deine Grenzen und sorge gut für dich.

Und das Wichtigste zum Schluss: Vertraue deinem Bauchgefühl. Wenn sich etwas komisch anfühlt, ist es das wahrscheinlich auch. Du bist nicht überempfindlich oder »zu emotional«. Deine Gefühle und Wahrnehmungen sind valide und haben das Recht, gehört und verstanden zu werden!

Weitere Tipps und Erfahrungsberichte findest du in diesem Beitrag.

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