Stell dir vor, du könntest Lerninhalte so verarbeiten, dass sie nicht nur leichter verständlich, sondern auch nachhaltig in deinem Gedächtnis verankert sind. Visuelles Lernen ist der Schlüssel dazu – und es geht weit über das bloße Zeichnen von Bildern hinaus. Es geht auch darum, grafische Verbindungen zwischen Worten zu schaffen. Du musst kein talentierter Zeichner sein, um davon zu profitieren.
Studien zeigen, dass dein Gehirn visuelle Reize schneller als Text oder Gehörtes verarbeitet.1 Diese Fähigkeit zeigt sich bereits an der Größe und der Anzahl der an der Bildanalyse beteiligten Gehirnareale.2 Zudem werden Informationen, die sowohl visuell als auch verbal verarbeitet werden, effektiver in deinem Gedächtnis verankert (Dual Code Theorie).3 Der Hippocampus, entscheidend für das Langzeitgedächtnis, reagiert besonders stark auf visuelle Informationen. Dies liegt daran, dass dabei auch Emotionen eine Rolle spielen, was wiederum die Bildung neuer neuronaler Verbindungen fördert. Diese Prozesse tragen dazu bei, das Verständnis des Lernstoffs zu verbessern und die Gedächtnisleistung zu steigern. Zusätzlich erhöhen visuelle Hilfsmittel dein Interesse und deine Motivation, da sie Lerninhalte ansprechender und leichter zugänglich machen.
Du musst das Rad nicht neu erfinden. Beginne damit, visuelle Elemente schrittweise in deinen Lernprozess zu integrieren, um deinen Grad an bildlicher Darstellung kontinuierlich zu erhöhen.
Daneben kannst du dann auch übergehen, deine bisherigen Aufschriebe in grafische Darstellungen umzuwandeln. Das bekannteste Beispiel sind hier Mindmaps. Zwei weitere Techniken sind folgende:
Indem du diese Techniken anwendest, kannst du das volle Potenzial des visuellen Lernens ausschöpfen und deine Lernfähigkeiten erheblich verbessern. Bilder bilden neue Nervenverbindungen. Experimentiere mit verschiedenen Methoden und finde heraus, welche am besten zu deinem Lernstil passen. Mach dein Denken sichtbar.
Kathi Moldan ist Expertin für produktives und ausgeglichenes Studieren. Mit ihrem Studium in Biologie, Chemie, Psychologie sowie ihren Tätigkeiten in der psychologischen Forschung und Lehrerfahrung unterstützt sie als systemische Coach und Lerncoach Studierende, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
1Vgl. Robinson, C.W. & Sloutsky, V.M. (2004): "Auditory Dominance and Its Change in the Course of Development". In: Child Development, 75, S. 1387-1401.
2Vgl. Gegenfurtner, K.R., Walter, S. & Braun, D.I. (2002): "Visuelle Informationsverarbeitung im Gehirn". In: Huber, H.D., Lockermann, B. & Scheibel, M. (Hrsg.): Bild | Medien | Wissen. Visuelle Kompetenz im Medienzeitalter. Kopaed Verlag: München.
3Vgl. Paivio, A (1986): "Mental representations: a dual coding approach". Oxford University Press: Oxford.