Mehr als eine Freundschaft Plus und doch weniger als eine Beziehung? Das ist die sogenannte Situationship. Dieses Label für eine Partner/innenschaft – die sich eigentlich vor allem dadurch auszeichnet, dass sie eben nicht gelabelt werden will – setzt sich aus den englischen Wörtern »Situation« und »Relationship« zusammen. Als wären Dating und Partnerinnensuche bzw. Partnersuche nicht schon verwirrend genug, beschreibt die Situationship eine Beziehung, die sich eben gerade durch die Unklarheit über den tatsächlichen Beziehungsstatus definiert.1
Das Ergebnis: Irgendwie verhält man sich, als wäre man zusammen, irgendwie aber auch nicht. Gewissermaßen stagnieren die Beteiligten also in der Kennenlernphase. So undurchsichtig dieses Beziehungsmodell manchen vorkommt, zeigen Untersuchungen deutlich, dass es sich immer größerer Beliebtheit erfreut – vor allem unter jungen Menschen.2
Die Gründe für die Beliebtheit der Situationship liegt auf der Hand, schließlich verspricht sie das Beste aus zwei Welten, indem sie die Vorzüge des Single-Seins mit den Vorzügen einer Partner/innenschaft kombiniert. Die Beteiligten genießen (situativ) die Nähe, Vertrautheit und Sicherheit einer Beziehung, ohne sich festlegen zu müssen, Verpflichtungen einzugehen oder Verantwortung für die/den Partner/in zu übernehmen. Gleichzeitig hat man Freiheiten und Flexibilität wie ein Single und ist unabhängig in seinen Entscheidungen sowie der persönlichen Entfaltung.3
Genau darin liegt für manche Menschen aber auch der Nachteil einer Situationship im Vergleich mit traditionellen Beziehungsmodellen. Früher oder später wünschen sich viele Menschen Klarheit und Sicherheit in einer Partner/innenschaft, in der sie emotional involviert sind. Diese stellen sich in einer Situationship in der Regel nicht ein. Die Unverbindlichkeit kann mit Ängsten und Unsicherheiten einhergehen und zur emotionalen Belastung werden. Ohne Commitment ist die Kommunikation über Wünsche, Erwartungen, Grenzen und Bedürfnisse innerhalb der Verbindung nicht oder nur eingeschränkt möglich. Dies kann zu Verwirrung und Gefühlen der Hilflosigkeit sowie Unzufriedenheit führen. Kommt irgendwann bei nur einer der beteiligten Personen der Wunsch nach einer festen Beziehung auf, wird die Situation noch komplizierter. Der Selbstwert kann unter der unklaren Verbindung leiden und es können Vertrauens- und Bindungsprobleme bis hin zu Depressionen auftreten. Selbst beim Schlussmachen wird es kompliziert: »Wie soll man etwas beenden, das eigentlich nie existiert hat?« Häufig fällt es vergleichsweise schwer, einen klaren Schlussstrich zu ziehen und der Trennungsprozess kann unter Umständen sogar schmerzhafter sein, als bei einer festen Beziehung.4
Die Gründe, warum Situationships eingegangen werden, können vielfältig sein. Als zugrundeliegende Ursachen kommen beispielsweise folgende in Frage:
Auch FOMO kann ein Grund gegen die Entscheidung für eine feste Partner/innenschaft sein: Ein/e »bessere/r« Partner/in könnte schließlich nur einen Swipe auf einer Dating-App entfernt sein.5
Wie man liebt und welche Form der Beziehung man eingeht, ist eine individuelle Entscheidung. Es gibt keine »falschen« oder »richtigen« Beziehungsformen, denn Partner/innenschaften sind so individuell wie die beteiligten Partner/innen und wenn diese mit der Situation(ship) zufrieden sind, spricht rein gar nichts dagegen, eine solche Verbindung einzugehen. Nur du selbst kannst entscheiden, ob dieses Beziehungsmodell für dich geeignet ist oder nicht. Egal, ob du also gerade nach Gründen suchst, dem Online Dating für alle Zeiten abzuschwören oder du dein Date von den Vorzügen einer lockeren Verbindung überzeugen möchtest: Höre auf dich, deine Gefühle und Bedürfnisse und sei fair zu dir selbst und deinen Beziehungspersonen.
Die emotionale Achterbahnfahrt einer Situationship ist dir noch nicht aufregend genug? Hier findest du Informationen, was dich beim Mosting erwartet.
1Vgl. Mind Help: „Situationship“ unter: https://mind.help/topic/situationship/#situationship-psychology [Stand 04.12.2023]
2 Vgl. Mind Help: „Situationship“ unter: https://mind.help/topic/situationship/#situationship-psychology [Stand 04.12.2023] & Noenickx, Casey (2022): „Situationships: Why Gen Z are embracing the grey area“ unter: https://www.bbc.com/worklife/article/20220831-situationships-why-gen-z-are-embracing-the-grey-area [Stand 15.12.2023]
3Vgl. Mind Help: „Situationship“ unter: https://mind.help/topic/situationship/#situationship-psychology [Stand 04.12.2023]
4Vgl. Mind Help: „Situationship“ unter: https://mind.help/topic/situationship/#situationship-psychology [Stand 04.12.2023] & Noenickx, Casey (2022): „Situationships: Why Gen Z are embracing the grey area“ unter: https://www.bbc.com/worklife/article/20220831-situationships-why-gen-z-are-embracing-the-grey-area [Stand 15.12.2023]
5Vgl. Mind Help: „Situationship“ unter: https://mind.help/topic/situationship/#situationship-psychology [Stand 04.12.2023]