Es ist 2 Uhr nachts, du schleppst dich ins Bett – schon wieder ganz schön spät – und leider hast du trotzdem nicht alles geschafft, was du bis zum nächsten Tag erledigen wolltest. Gestern warst du mit deinen Kommiliton/innen aus, hast erst nachmittags mit dem Lernen angefangen und hättest eigentlich lieber den ganzen Tag geschlafen. Vor dem Studium dachtest du, dass du das locker schaffst, aber zwischen neuen Kontakten, der Nebenjobsuche und Klausuren plagen dich nun immer mal wieder Schlaflosigkeit, Prüfungsängste und Zukunftssorgen? Wenn es dir manchmal so geht, bist du damit nicht allein: Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass jede/r dritte Student/in psychische Anzeichen erlebt, die besondere Aufmerksamkeit erfordern. Häufig genannte Faktoren im Zusammenhang mit mentalen Herausforderungen sind intensiver Stress und Einsamkeit.1
Aber wie steht es eigentlich um deine mentale Gesundheit und was kannst du tun, um zufriedener und ausgeglichener in die Zukunft zu gehen?
Deine mentale Gesundheit ist Teil deiner allgemeinen Gesundheit und steht in direkter Wechselwirkung mit deiner körperlichen Gesundheit. Daher kann es passieren, dass du nach wenig Schlaf vielleicht gereizter bist oder aufgrund von Stress einfach nicht einschlafen kannst. Typische Symptome, die darauf hindeuten können, dass deine mentale Gesundheit leidet, sind anhaltender Stress, Schlaflosigkeit und Unzufriedenheit. Die wohl bekanntesten Erkrankungen sind Depressionen und Burnout. Die Krankheitsbilder können sich bei jedem von uns unterschiedlich zeigen. Bei Depressionen treten oft Symptome wie tiefsitzende Freudlosigkeit, gedrückte Stimmung, Schuldgefühle, Appetitstörungen oder Hoffnungslosigkeit auf. Richtige Kriterien für Burnout gibt es bisher nicht. Man spricht hier von dem Gefühl einer starken Erschöpfung. Solltest du die Symptome über einen längeren Zeitraum verspüren, nimm am besten professionelle Hilfe in Anspruch.2
Zeichen einer guten mentalen Gesundheit sind hingegen Ausgeglichenheit, allgemeines Wohlbefinden und Resilienz. Deine mentale Gesundheit ist essenziell für deine Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit sowohl im Privatleben als auch im Studium.
Wahrscheinlich hast du gelernt, wie du deine körperliche Gesundheit verbesserst: Ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung, genügend Schlaf. Diese Faktoren beeinflussen auch deine mentale Gesundheit, denn der Körper beeinflusst den Geist und umgekehrt. Dennoch gibt es einige Dinge, die du neben regelmäßigen Schlafenszeiten, Sport und ausgewogenen Mahlzeiten tun kannst, um dein Wohlbefinden zu verbessern.
Achtsamkeit ist mehr als ein Buzzword und bedeutet, dass du Körper und Geist im Moment verankerst. Viele Menschen sind so daran gewöhnt, gedanklich in der Zukunft oder der Vergangenheit zu schwelgen, dass sie den eigentlichen Augenblick meist gar nicht richtig wahrnehmen. Bereits kleine Übungen wie das Zählen deiner Atemzüge oder ein Spaziergang, bei dem du dich ganz auf die Geräusche um dich herum konzentrierst, können zu mehr Achtsamkeit verhelfen. Mit regelmäßiger Übung kann sich deine Gehirnstruktur so verändern, dass du gelassener auf Stress reagierst.3
Mache dir deine inneren und äußeren Ressourcen bewusst, auf die du in schwierigen Zeiten zurückgreifen kannst. Äußere Ressourcen können beispielsweise Zeit in der Natur, Freundinnen und Freunde bzw. deine Familie sein, mit denen du tiefe und offene Gespräche führst. Pflege deine Beziehungen deshalb auch dann aktiv, wenn es gerade etwas stressig ist. Zu deinen inneren Ressourcen gehören deine Handlungsfähigkeit, dein Selbstwertgefühl und deine Selbstwirksamkeit sowie deine Gedanken und Erinnerungen an die Dinge, die dir Kraft spenden. Diese kannst du dir beispielsweise auf einen Zettel schrieben und ihn an deinen Spiegel kleben, um dich täglich an sie zu erinnern.
Wenn du dich um deine mentale Gesundheit kümmerst, wirst du schnell merken, dass dir das Studium leichter von der Hand geht und dir Alltagsstress viel weniger ausmacht, als zuvor. Verlasse dich auf deine äußeren und inneren Ressourcen und gönne deinem Körper und Geist ausreichend Ruhe. Neben all dem Lernstoff und den neuen Eindrücken, solltest du deine Studienzeit auch ein wenig genießen.
1Vgl. Kohls, Elisabeth; Guenthner, Lukas; Baldofski, Sabrina; Brock, Tanja; Schuhr, Jan & Rummel-Kluge, Christine (2023): "Two years COVID-19 pandemic: Development of university students' mental health 2020–2022". In: Frontiers in Psychiatry, Vol 14 unter: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyt.2023.1122256/full
2Vgl. Stiftung Deutsche Depressionshilfe: "Nur erschöpft oder wirklich krank? Zur Begriffsverwirrung von Depression und Burnout" unter: https://www.deutsche-depressionshilfe.de/files/cms/downloads/faktenblatt_depression-und-burnout.pdf
3Vgl. Seaver, Maggie (2023): "What Mindfulness Does to Your Brain: The Science of Neuroplasticity" unter: https://www.realsimple.com/health/mind-mood/mindfulness-improves-brain-health-neuroplasticity